Frische Ideen aus den USA

Im November besuchte eine ETH-Delegation die Universität Stanford. Ihr Ziel war es herauszufinden, welche neuen Wege die amerikanische Hochschule in der Lehre geht. Jetzt liegt der Bericht vor.

ETH-Delegation in Stanford
Studentin Hannah führt die ETH-Delegation durch die Stanford Universit?t. Mit dabei ETH-Rektor Lino Guzzella (3. v.l.) und Benedikt Ummen, der die Idee für die Exkursion hatte (5. v.l., im weissen Hemd). (Bild: Andreas Steiger/ETH Zürich)

Wie lernen Studierende an anderen Hochschulen? Wie evaluieren ausl?ndische Universit?ten ihre Lehre? Welche Infrastruktur ist für eine innovative Lehre notwendig? Antworten auf diese und andere Lehr-Fragen zu finden, ist das Ziel des Projektes ?Raus aus den vier W?nden?, kurz ?Rad4W?. Das Projekt ging als Sieger aus einem Innovedum-Wettbewerb hervor. Innovedum ist der Fonds des Rektors zur Finanzierung von Initiativen. Damit werden innovative Ideen gef?rdert, welche das Lernen und Lehren an der ETH Zürich nachhaltig verbessern.

Neue Lernmethoden

Die Idee für Rad4W hatte der Maschinenbaustudent Benedikt Ummen, im Februar 2014 auch Gewinner des ?Ideenwettbwerbs13?, als er die TU Delft besuchte: ?Vor allem die Infrastruktur der grossen Universit?tsbibliothek in Delft hat mich begeistert. Dort findet jeder Student w?hrend der Prüfungsphase rund um die Uhr einen ruhigen Ort zum Arbeiten. Am liebsten h?tte ich die Baupl?ne gleich an die ETH mitgenommen.?

Seiner Idee nach sollen ETH-Delegationen aus Professoren und Studierenden, Mittelbau und St?ben regelm?ssig andere exzellente Universit?ten besuchen und dort Lehrmethoden und -infrastrukturen studieren und vergleichen, ob sie sich auch an der ETH anwenden lassen.

Workshops zur Vorbereitung

Die erste Delegation unter Leitung von Rektor Lino Guzzella besuchte die kalifornische Universit?t Stanford. Diese liegt rund 60 Kilometer von San Franzisco entfernt. Doktorand Andreas Steiger war auf der Reise dabei: ?Stanford bietet sich zum Vergleich an, da sie mit rund 15000 Studierenden der ETH ?hnelt, und auch das Verh?ltnis von Studierenden im Grundstudium zu solchen im Vertiefungsstudium ist vergleichbar.? Im Gegensatz zur Bundeshochschule ETH Zürich ist Stanford eine privat finanzierte Hochschule und eine Volluniversit?t. Von den Bewerbern erhalten nur rund sieben Prozent die Zulassung zum Studium.
Mit vier Workshops bereitete sich die Vertretung der ETH vor und bestimmte dabei die Themenschwerpunkte des Besuchs, wie neue Unterrichtskonzepte, studentisches Wohnen auf dem 澳门美高梅金殿 oder die Lehrinfrastruktur. ?ber einen Blog konnten Interessierte ihre Fragen einbringen und die Reise begleiten. In ihrem Bericht, der jetzt vorliegt, werden die Erfahrungen der Reise vertieft und auf eine m?gliche Umsetzung hin geprüft.

Erste Ergebnisse

Stanfort setzt auf Massive Open Online Course (MOOCs) und Small Private Online Courses (SPOCs). Diese sind eingebettet in einen sogenannten Flipped-Classroom. Bei dieser integrierten Lehrmethode wird nicht mehr nur auf Frontalunterricht mit anschliessenden ?bungen gesetzt. Das Konzept sieht vielmehr vor, dass die Studierenden den theoretischen Stoff vor der Vorlesung zugestellt erhalten (als Video, Skript, oder interaktive SPOC-Inhalte, etc.).
Die ETH-Delegation findet, dass die ETH mit ihrem TORQUEs-Konzept (Tiny, Open-with-Restrictions courses focused on QUality and Effectiveness) auf dem richtigen Weg ist. Die Unterrichtsqualit?t für ETH-Studierende steht damit im Vordergrund, w?hrend MOOCs vorwiegend auf eine grosse Anzahl Teilnehmer ausserhalb einer Hochschule ausgerichtet sind. Die Delegation empfiehlt die TORQUEs-Initiative aktiv zu bewerben und die 澳门美高梅金殿 zu überzeugen, dass sie interaktive Unterrichtsformate anstelle der klassischen Vorlesungen einsetzen.

Flexible Arbeitsr?ume

Im Gegensatz zur ETH sind Lernpl?tze in Stanford reichlich vorhanden. Ein Teil der R?ume sind als flexible Auditorien eingerichtet, so dass innerhalb weniger Minuten von einem Vorlesungsraum in einen Raum für ?bungsstunden, Gruppenarbeiten oder Pr?sentationen umgebaut werden kann.
Die Delegation schl?gt vor, dass auch an der ETH flexible Arbeitsr?ume geschaffen werden. Ausserdem sollten sich Studierende schnell über freie R?ume informieren k?nnen, um so das vorhandene Raumangebot effizient nutzen zu k?nnen.
Im Gegensatz zur ETH findet das studentische Leben nur auf dem 澳门美高梅金殿 statt. Studierende wohnen, lernen und verbringen ihre Freizeit vor Ort. Den Studierenden stehen dort zwei Geb?ude mit sechs Konferenz-, Sitzungsr?umen sowie weiteren Büro- und Aufenthaltsr?umen zur Verfügung.

Im Vergleich dazu erfüllt das HXE-Geb?ude auf dem H?nggerberg nicht mehr die Anforderungen, die rund 6000 Studierende und neun Fachvereine ben?tigen. Daher sollte die ETH die R?ume für Fachvereine und die Arbeitspl?tze für Studierende ausbauen.

Atmosph?re des Ausprobierens

Beeindruckt zeigte sich die Delegation von der Art, wie Stanford mit Projekten umgeht. Zu Beginn werden sie als Prototypen deklariert. Die Delegation schreibt in ihrem Bericht: ?Fehlversuche werden nicht verurteilt, sondern geh?ren zur Natur des Ausprobierens und Entwickelns.? Für diese Idee stellt die Hochschule eine spezielle Infrastruktur zur Verfügung.
Auch der ETH t?te eine ?offene Atmosph?re des Ausprobierens? gut. Spezielle R?ume k?nnten dazu animieren, dass Studierende und Forschende früh etwas ausprobieren und entwickeln. Darüber hinaus schl?gt die Delegation vor Lehrprogramme zu entwickeln, die dieses Vorgehen unterstützen.

ETH als Vorbild bei der Nachhaltigkeit

Beim Thema Nachhaltigkeit unterstützt die Universit?t Stanford den Ausbau der Velo-Infrastruktur mit Velost?ndern und einem Veloladen. Ein extra eingerichtetes Büro will das Energie- und Umweltbewusstsein der Studierenden und Mitarbeitenden verst?rken.

Aus Sicht der Delegation ist die ETH mit ihren Nachhaltigkeitsinitiativen Stanford um einiges voraus. Sie schl?gt vor die bestehende E-Velolink-Initiative weiter auszubauen und Velotr?ger an den Science City Link-Bussen zu montieren, damit auch Velo-Fahrer motiviert werden, die bisher den Anstieg zum H?nggerberg scheuten.

Für Rektor Lino Guzzella war die Reise ein Erfolg: ?Wir haben einige neue Ideen erhalten. Diese wird die Schulleitung nun besprechen und beschliessen, welche davon an der ETH umgesetzt werden.?

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