Problemlösung im Eiltempo

Was in einer Studierendenwerkstatt begann, wird nun industriell produziert: Die Initiative helpfulETH unterstützt Spit?ler in der Corona-Krise mit Gesichtsschutzmasken. Am Projekt beteiligt sind neben der ETH Zürich die Hochschule für Technik Rapperswil, Geberit und Swiss Prime Pack.

Mitarbeitende des Spitals Männedorf mit Maske
Konnten von der Unterstützung von helpfulETH profitieren: Mitarbeitende des Spitals M?nnedorf. (Bild: Spital M?nnedorf / Sven Staender)

Ab Ende M?rz wurden im Rahmen der Initiative helpfulETH in einer Studierendenwerkstatt auf dem 澳门美高梅金殿 H?nggerberg Gesichtsschutzmasken für Spit?ler produziert (siehe ETH-News vom 7.4.2020). Mittlerweile wurde das Projekt ausgeweitet und in die industrielle Produktion überführt. ETH-Angeh?rige haben zusammen mit der HSR Rapperswil, Geberit und Swiss Prime Pack eine Produktionskette geschaffen, die so organisiert ist, dass sie bei Bedarf mindestens 1000 dieser Faceshields pro Tag herstellen kann. Das Projekt konnte seit M?rz bereits rund 20 Spit?ler und Pflegeeinrichtungen unterstützen. Es fusst auf einem Bedürfnis, das in der Corona-Krise von ?rzten gemeldet worden ist.

Kampf gegen Engp?sse

Als im M?rz dieses Jahres die Corona-Welle anrollte und Spit?ler ihre Ressourcen für die Behandlung von Covid-19-Patienten bündelten, wurde die Versorgung mit Schutzmaterial zu einem kritischen Faktor. Der weltweite Warenfluss war beeintr?chtigt, Lieferungen mit Produkten für die Schweiz wurden mitunter an den Grenzen zurückgehalten. Sven Staender, An?sthesist und Intensivmediziner des Spitals M?nnedorf, schildert: ?Wir wussten nicht, ob wir in einer Woche noch genügend Schutzmaterial haben würden.? Es seien gar bereits Anleitungen kursiert, mit denen man sich einen Gesichtsschutz selber h?tte bauen k?nnen. Da sich das Virus in der Regel durch Tr?pfchen übertr?gt, ist für das Gesundheitspersonal bei Corona-Eins?tzen der Schutz des Gesichts besonders wichtig.

Die Initiative helpfulETH der ETH und der EPFL entstand Mitte M?rz mit dem Ziel, Spit?ler und andere Gesundheitseinrichtungen in der Corona-Krise mit Ingenieursl?sungen zu unterstützen. ?Uns erreichte der Anruf eines Arztes, der sich im Spital mit einem Engpass von Gesichtsschutzschildern konfrontiert sah?, berichtet Stephan Wegner, Mitinitiant von helpfulETH. Das war der Ausgangspunkt des Faceshield-Projekts. Im Dialog mit ?rzten wurde ein Faceshield entwickelt, dessen erste Ausführung bereits am 27. M?rz im Makerspace, einer Studierendenwerkstatt auf dem 澳门美高梅金殿 H?nggerberg, vom Stapel lief. Mit den dort vorhandenen 3D-Druckern sei die maximale Kapazit?t bei etwas über 200 Stück pro Tag gelegen, berichtet Maschinenbaustudent Marvin Breuch, der die Werkstatt im Student Project House leitet. Rund 1000 Gesichtsmasken konnten die 17 Freiwilligen Helfer so bereits an Spit?ler liefern. Um im ungewissen Verlauf der Pandemie auf alle Eventualit?ten vorbereitet zu sein, sollte die Produktionskapazit?t jedoch vergr?ssert werden.

Faceshield
Kunststoff-?Gesichtsschutz mit Teilen von Geberit und Swiss Prime Pack. (Bild: helpfulETH)
Spritzgusswerkzeug
Spritzgusswerkzeug zur Herstellung des Rahmens. (Bild: Geberit)

Effizienz dank bestehender Ressourcen

Dazu wurde Torbj?rn Netland, Professor für Produktions- und Operationsmanagement an der ETH, hinzugezogen. Dieser erkl?rt: ?Mein Ansatz war, auf bestehende Ressourcen und vorhandenes Wissen zurückzugreifen.? So wurden passende Organisationen für eine Zusammenarbeit angefragt. Umgehend positiv reagiert haben die HSR Rapperswil, Geberit und Swiss Prime Pack. Die HSR Rapperswil arbeitete zusammen mit dem Team der ETH an der Entwicklung des Produkts. Statt wie bis anhin mittels 3D-Druck, sollten die Rahmen der Faceshields nun im Spritzgussverfahren hergestellt werden. Hier kam das Know-How und die Infrastruktur der Firma Geberit ins Spiel, die das Bauteil zur Produktionsreife brachte und herstellte. Die PET-Visiere lieferte der Verpackungsspezialist Swiss Prime Pack. Die ersten 150 Faceshields in dieser neuen Ausführung wurden Mitte Juni ausgeliefert. Rund 5000 Gesichtsmasken sind weiterhin innert Tagen bereit zur Auslieferung und k?nnen kostenlos von Spit?lern oder Pflegeeinrichtungen in der Schweiz bezogen werden.

Das Startkapital für das Faceshield-Projekt an der ETH stammte aus Geldern des Feasibility Lab, aus dem die Initiative helpfulETH ursprünglich hervorgegangen war. In der weiteren Entwicklung habe das Projekt auf Solidarit?tsbasis funktioniert, betont Netland: ?Bei allen beteiligten Organisationen wurden Tage und Wochen an freiwilliger Arbeit geleistet?.  Auch die Rohstoffe steuerten die Firmen gratis bei. Für ihn sei der wichtigste Lohn ideeller Natur, meint Netland: ?Es macht mich stolz, dass wir in einer Krisensituation in so kurzer Zeit eine erfolgreiche Kooperation aufgleisen konnten, in der alle sehr viel Zeit und Energie investierten, um anderen zu helfen.?

Erleichterung für das Spital

Für das Spital M?nnedorf war das Angebot von helpfulETH eine grosse Erleichterung: ?Ich erfuhr über Kollegen aus dem Spital Limmattal vom Angebot mit den Faceshields?, erz?hlt Sven Staender, ?Also nahm ich Kontakt auf. Bald darauf konnten wir die Faceshields abholen, und 48 Stunden sp?ter waren sie bei uns im Einsatz.? Die Gesichtsmasken seien dort eingesetzt worden, wo der Bedarf am gr?ssten war: Zur Pflege von Corona-Patienten auf der Intensivstation. Nach wie vor seien sie im Einsatz, best?tigt Staender, so etwa im Operationssaal. Die Faceshields seien hervorragend, meint der Arzt, denn sie erlaubten mehr Bewegungs- und Blickfreiheit als die Schutzbrillen, die das Personal zuvor benutzte. ?Sogar in zwei verschiedenen Farben wurden sie geliefert – Trotz Krise sch?tzt man eine gewisse ?sthetik am Arbeitsplatz.?

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