«Wir hoffen sehr, dass wir die Prüfungen wie vorgesehen abhalten können»

Ulrich Weidmann, Leiter der ETH-internen Covid-Taskforce, ordnet zum Jahresbeginn die Situation an unserer Hochschule ein und sagt, was die Schulleitung besch?ftigt.

Porträt Ueli Weidmann
Ueli Weidmann, Vizepr?sident für Infrastruktur und Leiter der ETH-?Covid-Taskforce. (Bild: Markus Bertschi / ETH Zürich)

?Die epidemiologische Lage bleibt angespannt?, liess der Bundesrat in der ersten Januarwoche verlauten. Er schl?gt den Kantonen vor, die von ihm Ende 2020 beschlossenen Massnahmen zu verl?ngern. Auch sollen sich die Kantone zu weiteren Versch?rfungen ?ussern, darunter eine allgemeine Homeoffice-Pflicht, Ladenschliessungen und weitere Einschr?nkungen der Versammlungsfreiheit. Ulrich Weidmann, Leiter der ETH-Covid-19-Taskforce, sagt, wie unsere Hochschule mit der aktuellen Situation umgeht.

Herr Weidmann, der Bundesrat hatte noch im alten Jahr die Massnahmen versch?rft. Restaurants wurden geschlossen, ebenso Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen. An der ETH gab es dazu keine breite Kommunikation. Weshalb?
Ulrich Weidmann: Wir haben seitens der ETH-Covid-Taskforce nicht gross kommuniziert, weil die Massnahmen des Bundes unseren bestehenden Masterplan nicht oder nur am Rande betrafen. Er konnte daher unver?ndert in Kraft bleiben. Unsere gr?sste Sorge galt – und gilt jetzt noch mehr – der Prüfungssession, die Ende Januar startet. Wir haben es bereits gemeldet: Einige dieser Prüfungen müssen zwingend in Pr?senz stattfinden, damit die Leistungen der Studierenden fair beurteilt werden k?nnen und die Ausbildungsqualit?t keinen Schaden nimmt. Die Umst?nde bringen einige Unsicherheit mit sich. Vor diesem Hintergrund informierte Ende Jahr die Rektorin alle Betroffenen direkt per E-Mail. Und sie lud alle Studierenden zu einer Townhall ein, an der sie zusammen mit Mitarbeitenden des Rektorats Fragen rund um den Ablauf der Prüfungen und das n?chste Semester beantwortete.

Und an diesen Pl?nen zur Durchführung der Prüfungen hat sich nichts ge?ndert, auch wenn inzwischen eine neue, viel ansteckendere Variante des Coronavirus aufgetaucht ist?
Wir alle in der Schulleitung sind überzeugt, dass wir alle Prüfungen unter teilweise grossen Schutzvorkehrungen wie vorgesehen abhalten k?nnen. Gem?ss intensiven Abkl?rungen sind unsere Vorkehrungen wirksam. Doch ist es nicht auszuschliessen, dass die Beh?rden in den n?chsten Wochen Massnahmen erlassen, die Pr?senzprüfungen grunds?tzlich nicht mehr erlauben. Sollte es notwendig werden, bei der Prüfungssession ?nderungen vorzunehmen, wird die Rektorin zeitnah informieren.

Gibt es für diesen Fall einen Plan B?
Ja, das Rektorat bereitet sich für diesen Fall vor, wobei die konkrete Ausgestaltung des Plans von der Auspr?gung und dem Zeitpunkt der Inkraftsetzung der allf?lligen Massnahmen abh?ngt. Der Bundesrat wird am 13. Januar seine Massnahmen kommunizieren, die Prüfungssession startet am 25. Januar. Wir müssen auch für den Fall gewappnet sein, dass h?rtere Massnahmen erst im Laufe der Prüfungssession in Kraft gesetzt werden. Oberstes Ziel der Rektorin und der ganzen Schulleitung ist es weiterhin, dass keine Studentin und kein Student wegen Corona ein Studienjahr verlieren muss, stets unter Wahrung von Fairness und ohne Abstriche in der Qualit?t der Leistungsbeurteilung. Und ein weiteres Ziel ist es, im Laufe des Frühlingssemesters wenn m?glich wieder zu einem eingeschr?nkten Pr?senzunterricht zurückzukehren. Trotz der Impfungen wird dies allerdings stark von der raschen Eind?mmung des mutierten Virus abh?ngen.

Sie haben eingangs festgehalten, dass der Entscheid des Bundesrats von Ende Jahr den geltenden Masterplan der ETH kaum tangierte. Dennoch hatte er gewisse Auswirkungen auf das Leben der ETH-Angeh?rigen…
Selbstverst?ndlich waren die ETH-Angeh?rigen von den zus?tzlichen Massnahmen pers?nlich sehr betroffen, indem sie seither beispielsweise beim ASVZ keinen Sport mehr treiben oder andere Freizeitaktivit?ten geniessen k?nnen, genau wie s?mtliche Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz. Besonders an der ETH Zürich ist allerdings die hohe Anzahl von Personen ohne nahes pers?nliches Umfeld. Für sie ist es besonders belastend. Pers?nlich denke ich, dass diese Massnahmen die Ausbreitung des Virus wirksam eind?mmen, gleichzeitig gef?hrden sie aber die mentale Gesundheit vieler ETH-Angeh?rigen.

Stichwort mentale Gesundheit: Es scheint, dass diesem Argument bei der Ausgestaltung der Massnahmen an der ETH in letzter Zeit grosses Gewicht beigemessen wird…
Das ist richtig. Im Frühling, w?hrend der ersten Welle, hatten wir an der ETH sehr schnell agiert und striktere Massnahmen umgesetzt als vom Bund vorgeschrieben. Wir durften aber erwarten, dass diese nur einige wenige Wochen in Kraft sein müssen und dass die freundliche Jahreszeit auch attraktive Entspannungsm?glichkeiten im Freien bietet. Als im Herbst die zweite Welle anrollte, mussten wir uns auf lange Monate mit kurzen und unwirtlichen Tagen einstellen, was viel tiefgreifendere Fragen zur mentalen Gesundheit aufwarf. Deshalb halten wir beispielsweise die Geb?ude offen, bieten den Studierenden Arbeitspl?tze an, und Mitarbeitende haben die M?glichkeit, tageweise an die ETH zu kommen, wenn ihnen zuhause die Decke auf den Kopf zu fallen droht. Zudem bietet unsere neue Vizepr?sidentin Julia Dannath monatliche Townhalls zur mentalen Fitness an.

Und die Massnahmen an der ETH sind dazu geeignet, die Ausbreitung des Virus einzud?mmen? Oder anderes gefragt: Wie sehen die Infektionszahlen aus?
Grunds?tzlich vergleichsweise beruhigend, denn seit Beginn der Pandemie wurden uns erst rund 400 Ansteckungen von ETH-Angeh?rigen gemeldet – je zur H?lfte Studierende und Angestellte. Die ist ein Bruchteil des nationalen Durchschnitts. Zudem verzeichnen wir bis heute kein geh?uftes Auftreten in bestimmten Organisationen. Wir dürfen daraus schliessen, dass sich unsere Angeh?rigen auch in ihrer Freizeit sehr verantwortungsbewusst verhalten und dass unsere Massnahmen die Verbreitung innerhalb der ETH Zürich weitgehend verunm?glichen. W?hrend wir noch im Oktober 40 bis 80 F?lle pro Woche z?hlten, werden uns seit Anfang November w?chentlich gut 20 F?lle gemeldet. Uns ist natürlich klar, dass wir mit einer erheblichen Dunkelziffer rechnen müssen. Wir k?nnen ja nur die F?lle verzeichnen, die uns gemeldet werden. Es ist denkbar, dass sich Personen bei positivem Testresultat nicht melden, weil sie sich bereits l?ngere Zeit nicht mehr auf dem 澳门美高梅金殿 aufhielten. Aber selbst unter Einbezug dessen ist die H?ufigkeit immer noch klar unterdurchschnittlich. Weitergehende Massnahmen dr?ngen sich an der ETH Zürich derzeit nicht auf.

Das sind die wichtigsten COVID-Regeln an der ETH:

  • ETH-Angeh?rige sollen wenn immer m?glich zuhause arbeiten und lernen. Ausnahmen gelten namentlich für die experimentelle Forschung und Spin-off-Firmen auf dem 澳门美高梅金殿.
  • Die Geb?ude bleiben grunds?tzlich offen.
  • Die Ausleihe in den Bibliotheken bleibt offen; geschlossen sind die Leses?le für Zeitungs- und Zeitschriftenlektüre. Studierenden stehen in den Geb?uden aber die gewohnten Arbeitspl?tze zur Verfügung.
  • In den Verpflegungsbetrieben sind Personen ohne Bezug zur ETH Zürich nicht zugelassen. Pro Tisch dürfen in den Verpflegungsbetrieben h?chstens 4 Personen sitzen. Dabei muss der Mindestabstand von 1,5m zu anderen Personen eingehalten werden.
  • Die Maskentragpflicht gilt sowohl in den Innenr?umen als auch auf dem Aussengel?nde an allen ETH-Standorten.
  • Mitarbeitende müssen auch am Arbeitsplatz eine Maske tragen. Davon ausgenommen sind Mitarbeitende, die sich allein in einem Raum befinden.

Detaillierte Informationen finden Sie im aktuell gültigen Masterplan sowie auf den ETH-Webseiten zum Coronavirus

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