Die Professuren fit machen für die Zukunft
Im Zentrum des Projektes rETHink stehen die Professuren. Aber wie muss eine erfolgreiche Professur zukünftig aussehen? Dieser Frage geht der Workstream 2 ?Professuren? des rETHink Projektes nach. Im letzten Jahr konnte eine umfangreiche Analysephase abgeschlossen werden. Als zentraler Aspekt für die ETH wurde in Fokusgruppen die Wichtigkeit der Autonomie sowohl in akademischer als auch in organisatorischer Hinsicht genannt.
Steigende Studierendenzahlen erfordern mehr Einsatz in der Lehre, globale Herausforderungen noch mehr Vernetzung unter den verschiedenen Disziplinen. Der Wunsch nach partizipativen Führungsmodellen und mehr Diversit?t gewinnt an Bedeutung. Und die neue Medienrealit?t bietet Professuren zwar mehr eigene M?glichkeiten für Outreach, damit einhergehend aber auch mehr Gefahren für die Reputation. Die Herausforderungen an die Professuren von innen und aussen sind in den letzten Jahren stetig gewachsen. Aber der Tag hat weiterhin nur 24 Stunden. Daher braucht es ein zukunftsf?higes, gemeinsames Selbstverst?ndnis und optimale Rahmenbedingungen, um eine gute Balance zwischen diesen vielf?ltigen und zeitintensiven Aufgaben einer Professur an der ETH zu entwickeln. Klar definierte Leitplanken sollen helfen, damit die verschiedenen Mitarbeitenden einer Professur sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren k?nnen, gleichzeitig aber auch den sich wandelnden Anforderungen Rechnung getragen wird. Der Workstream ?Professuren? (WS2) des rETHink-Projektes erarbeitet Modelle zur Umsetzung dieser Ziele.
Umfangreiche und breit abgestützte Analyse der aktuellen Situation
In einer ersten Phase war es für das Projektteam des WS 2 wichtig, ein gemeinsames Verst?ndnis der Ausgangslage und m?glicher Handlungsfelder zu entwickeln. Geleitet wird der WS 2 von Detlef Günther, Vizepr?sident für Forschung als Vertreter der Schulleitung, zusammen mit Nina Buchmann, Markus Aebi und Stefan Bechtold (Alle Teilnehmenden des Projektteams siehe Infobox). Nach dem Kickoff im Februar konnte aufgrund der Corona-Situation, die alle Projektteilnehmenden stark absorbierte, mit der intensiven Projektarbeit erst ab Juli 2020 begonnen werden. Das Projektteam startete in drei Arbeitsgruppen mit einer umfangreichen Analyse der aktuellen Situation. Dafür sammelten und analysierten sie in einem ersten Schritt bereits vorhandene Basisdaten über die Professuren und Ergebnisse früherer Umfragen und brachten ihre eigenen Erfahrungen ein.
Das Herzstück der Analyse war aber ein 360 Grad Blick auf die Professur: in 27 Fokusgruppen mit Teilnehmenden aus allen Personalkategorien wurde die aktuelle Situation der Professuren ergebnisoffen diskutiert. Insgesamt waren 131 Personen involviert, die engagiert über St?rken und Schw?chen der Professuren gesprochen haben. Diese Gespr?chsrunden wurden sorgf?ltig ausgewertet und zusammengefasst.
?Ich bin begeistert über das engagierte Diskutieren im Workstream und die umfangreichen Resultate aus den Fokusgruppen. Man merkt, dass die Zukunft unserer Hochschule den ETH-Angeh?rigen wichtig ist?Detlef Günther
Autonomie der Professur ist das schlagende Herz der ETH
Akademische Freiheit und Autonomie im organisatorischen Bereich wurden über alle Personalkategorien hinweg als zentrale Erfolgsfaktoren der ETH Zürich genannt. Nach Meinung der Teilnehmenden, hat die ETH hier zusammen mit der ausgezeichneten Grundausstattung im internationalen Vergleich ein klares Alleinstellungsmerkmal. In den Fokusgruppen wurde aber auch thematisiert, dass in der Umsetzung dieser so zentralen Autonomie noch viele Optimierungsm?glichkeiten liegen Dies stellt aber für die meisten nicht das Prinzip der Autonomie an sich in Frage, sondern zeigt auf, dass die damit einhergehende Verantwortung nicht immer genügend wahrgenommen wurde.
Schwierige Balance zwischen den Aufgaben
Immer wieder wurde in den Fokusgruppen besprochen, dass es insbesondere in der Leitung der Professur schwierig ist, eine Balance zu finden zwischen den vielen T?tigkeitsbereichen.
?Diese Balance und der damit verbundene Zeitbedarf sieht für Assistenzprofessorinnen anders aus als für ordentliche Professoren und in den Life Sciences anders als in der Architektur.?, sagt Nina Buchmann. Als weniger priorit?r angesehene Aufgaben wie Outreach, Wissens-und Technologietransfer (WTT) und internes Engagement kommen dann oft zu kurz. Obwohl die meisten Diskussionsteilnehmenden fanden, dass Bedeutung und Anforderungen in diesen Bereichen zunehmen und sie ausserdem ein wichtiger Bestandteil des Leistungsauftrags des Bundes an den ETH-Bereich sind. Die Teilnehmenden der Fokusgruppen bem?ngelten, dass die Rahmenbedingungen in diesen Bereichen noch nicht optimal seien. Sie wünschen sich mehr Unterstützung von den zentralen Diensten zum Beispiel in Bezug auf Technologietransfer oder im Umgang mit den neuen Medien.
Damit Professorinnen und Professoren allen Aufgaben gerecht werden k?nnen, wurde verschiedentlich diskutiert, ob es neue akademische Profile und Strukturen braucht. Eine Weiterentwicklung der Profile scheint zum jetzigen Zeitpunkt prüfenswert.
Zwischen den 澳门美高梅金殿n gibt es viele Unterschiede, das kam deutlich heraus in den Diskussionen der Fokusgruppen. ?Dies bietet die M?glichkeit voneinander zu lernen und Best-Practice-Beispiele auszutauschen. Das sollte mehr genutzt werden?, betont Stefan Bechtold.
Führungs- und Managementkompetenzen st?rken
In früheren Umfragen wird die Führungskompetenz in den Professuren mehrheitlich als gut eingesch?tzt, doch es wurde auch der Bedarf ge?ussert, Führungs- und Managementkompetenzen der Professorinnen und Professoren zu st?rken. Die Diskussionen in den Fokusgruppen best?tigten diesen Bedarf: Bisher werden Professorinnen und Professoren nur begrenzt auf ihre Führungs- und Managementaufgaben vorbereitet. Solche Aufgaben nehmen aber in der heutigen Zeit einen immer h?heren Stellenwert ein, gerade wenn ihre Gruppen sehr gross werden. Vorhandende Lücken k?nnen sich auf die Leistungsf?higkeit der Professuren auswirken und bergen ein nicht unerhebliches Reputationsrisiko.
Teilnehmende der Fokusgruppen merkten auch kritisch an, dass es kein ganzheitliches und wirkungsvolles Evaluationssystem gibt, das die gesamte Professur und auch die Führungsrolle der Professorinnen und Professoren umfasst.
Gute Zusammenarbeit wird zukünftig noch wichtiger
Die globalen Herausforderungen bedürfen einer intensiven interdisziplin?ren Zusammenarbeit, das wird der Welt momentan mit der Corona-Pandemie und dem Klimawandel sehr klar vor Augen geführt. Deshalb widmeten sich die Fokusgruppen auch der Frage, wie die Zusammenarbeit an der ETH noch st?rker gef?rdert werden kann. Auch im Hinblick auf Nutzung von R?umen und Infrastrukturen wird man nach Synergien suchen müssen, um bei h?ufig wechselnden Bedürfnissen der einzelnen Professuren die Ressourcen optimal nutzen zu k?nnen.
?Ich weiss, dass alle gerne schnelle L?sungen h?tten, aber es ist wichtig, die Situation zuerst genau zu analysieren und sich der Ziele klar zu werden. Nur dann k?nnen wir geeignete Massnahmen treffen. Deshalb werden die kommenden Diskussionen, die zu L?sungsans?tzen führen sollen, ganz sicher sehr spannend?, sagt Detlef Günther.
Dreizehn Handlungsfelder werden weiterbearbeitet
Aus den umfangreichen Analysen wurden dreizehn Handlungsfelder abgeleitet und in die Bereiche Strategie, Organisation sowie Führung, Zusammenarbeit, Kultur gruppiert.
Diese Handlungsfelder werden in den n?chsten Monaten vom Projektteam des WS 2 weiterbearbeitet. Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres zumindest Grobkonzepte für die weitere Umsetzung zu haben.
Gestartet wird in dieser Phase 2 mit den Handlungsfeldern 1 und 6, die sich mit der akademischen und organisatorischen Autonomie besch?ftigen, sowie mit dem Handlungsfeld 8. Dieses wird dann zur Weiterbearbeitung an den WS 3 ?Begleitung der Professorinnen und Professoren? übergeben, der im Januar genauso wie die WS 4 ?澳门美高梅金殿? und 5 ?Zentrale Organe? gestartet ist.
Zusammengefasste Resultate der Analysephase
Kernteam:
- Prof. Philippe Block, D-ARCH (auch ingenieurwissenschaftliche Perspektive)
- Alexander Caspar, D-MATH (Vertreter Senior Scientists)
- Prof. Rachel Grange, D-PHYS (Naturwissenschaften und Mathematik)
- Prof. Volker Hoffmann, D-MTEC (Nachhaltigkeit und Technologie)
- Stefan Karlen, Koordinator D-GESS (Vertreter admin.-techn. Personal)
- Nicole Kasielke (Hochschulkommunikation)
- Birgit Kessler (Vertreterin Stab Professuren)
- Eva Lieberherr, D-USYS (Vertreterin Senior Scientists)
- Prof. David Norris, D-MAVT (Ingenieurwissenschaften und Mitglied Tenure Committee)
- Olga Pardo, Personal- und Organisationsentwicklung (HR)
- Corentin Pfister, Vizepr?sident VSETH (Vertreter Studierende)
- Prof. André Studart, D-MATL (Materialwissenschaften /Complex Materials)
- Christina Tsalicoglou, D-MAVT (Vertreterin Doktorierende)